Küchengarten: Beerensträucher pflanzen

Einleitung

Oktober 2020 Kaum ist der Sommer vorbei, haben Sie schon wieder Lust auf frischen Beerengenuss? Dann erweitern Sie doch das Angebot in Ihrem Garten, denn jetzt ist die beste Pflanzzeit.

Containerpflanzen – also Pflanzen, die in einem Topf mit Erde angeboten werden, in dem sie auch kultiviert wurden – können Sie theoretisch das ganze Jahr pflanzen. Trotzdem ist im Herbst, nach dem Laubfall, die beste Pflanzzeit für Beerensträucher. Dann können die Pflanzen ihre ganze Kraft in die Wurzeln stecken und gut ein- und anwachsen, bevor sie im Frühjahr wieder neu austreiben sowie Blüten und Früchte bilden. Außer Containerpflanzen werden im Herbst manchmal auch wurzelnackte Sträucher – Pflanzen ohne Erdballen – im Gartenfachhandel angeboten. Schlagen Sie diese bis zur Pflanzung in ein feuchtes Tuch ein.

So kommen die Sträucher in den Boden nach oben

Voraussetzung für die Pflanzung ist ein frostfreier Boden. Sowohl wurzelnackte wie auch Containerpflanzen werden vor der Pflanzung gut gewässert. Den Ballen von Topfpflanzen mit einer Handgabel leicht anritzen oder mit den Fingern auflockern, um die Wurzeln zum Wachsen anzuregen. Heben Sie ein Pflanzloch aus, das jeweils doppelt so tief und breit wie die Wurzeln bzw. der Ballen hoch und breit ist. Lockern Sie die Erde am Boden des Pflanzlochs und drum herum gut auf. Dadurch können sich die Wurzeln beim Anwachsen leichter ausbreiten. Reichern Sie den Aushub mit Kompost und etwas organischem Dünger an.

Geben Sie etwas Aushub ins Pflanzloch, setzen Sie die Pflanze mittig ein und füllen den durchmischten Aushub nach und nach ein. Die Sträucher zwischendurch immer wieder etwas rütteln, damit sich Erde und Wurzeln gut verbinden. Der Strauch soll am Ende auf demselben Niveau wie vorher im Topf stehen. Eine Ausnahme bilden die Johannis-, Josta- und Stachelbeeren: Sie werden so tief gepflanzt, dass die Verzweigungen an der Strauchbasis etwa 5 cm mit Erde bedeckt sind, Schwarze Johannisbeeren sogar noch 5 cm tiefer. Zum Schluss treten Sie die Erde vorsichtig fest und modellieren einen Gießrand. Nach dem Einpflanzen wässern Sie die Sträucher gut an und bringen eine Mulchdecke, zum Beispiel aus Laub- oder Rindenkompost, auf. Halten Sie die frisch gepflanzten Beerensträucher für die nächsten drei bis vier Wochen gleichmäßig feucht, damit sie gut einwurzeln.

Lieber süß oder säuerlich? nach oben

Welche Beeren bei Ihnen einziehen sollen, hängt natürlich von den geschmacklichen Vorlieben ab. Achten Sie bei der Auswahl auf robuste Sorten wie mehltaufeste Stachel- und Johannisbeeren. Wir haben Ihnen hier ein paar Beerenklassiker zusammengestellt. Die Sortenempfehlungen entsprechen denen von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Diese beruhen auf jahrelangen Prüfungen und Beobachtungen an der LWG Veitshöhcheim sowie auf Erfahrungsaustausch. Sie berücksichtigen ein umfangreiches, aber auch verfügbares Sortiment.

Bild 1: Säuerlich: Rote Johannisbeeren ­lassen sich leicht ernten.

Johannisbeeren werden unterschieden in Rote Johannisbeeren (Ribes rubrum) 1 und in Schwarze Johannisbeeren (Ribes nigrum) 2. Bei den Roten Johannisbeeren gibt es zudem Sorten mit weißen Früchten 3, die etwas süßer sind als die roten Beeren. Johannisbeeren wachsen gern an einem sonnigen Standort und mögen einen mittelschweren, nährstoffreichen, humosen und leicht sauren Boden. Erhältlich sind Johannisbeeren als Strauch sowie als dekorative Halb- oder Hochstämmchen. Die zwischen Juni und Juli reifenden Beeren enthalten viel Vitamin C und sind reich an Fruchtsäuren und Pektin. Sie eignen sich zum Frischverzehr, können zu Marmeladen und Gelees eingekocht oder zum Backen verwendet werden. Empfehlenswerte Sorten sind: Rote Johannisbeeren ‘Jonkheer van Tets’ (früh), ‘Rolan’ und ‘Rotet’ (beide mittel, sehr ertragreich), ‘Rovada’ (spät); Schwarze Johannisbeeren ‘Titania’ (ertragreich), ‘Ometa’ (etwas süßer als ‘Titania’), ‘Bona’ (große milde Beeren).

Bild 2: Schwarze Johannisbeeren können relativ lange am Strauch verbleiben, ohne zu verderben.
Bild 3: Etwas süßer – weiße Johannisbeeren
Bild 4: Die Stachelbeere ‘Captivator’ ist eine rot fruchtige, nahezu dornen­lose Sorte, die mittelfrüh reift.

Stachelbeeren 4 gehören ebenfalls zur Gattung Ribes und heißen botanisch Ribes uva-crispa. Prinzipiell gelten für den Anbau die gleichen Regeln wie bei Johannisbeeren. Bei praller Sonne besteht jedoch die Gefahr von Sonnenbrand. Erhältlich sind grün-, rot- und gelbfrüchtige Sorten. Die kirschgroßen Früchte reifen von Juli bis Anfang August und haben ein säuerlich-erfrischendes Aroma. Rote Sorten sind meist etwas weniger süß und aromatisch als grüne oder gelbe. In der Küche werden Stachelbeeren gerne zum Backen, für Desserts oder zum Einkochen verwendet. Wer sich die Ernte erleichtern möchte, wählt stachellose Züchtungen. Inzwischen gibt es viele Sorten, die gegenüber dem häufig vorkommenden Amerikanischen Stachelbeermehltau unempfindlich sind. Empfehlenswerte Sorten sind: ‘Invicta’ (gelbgrün), ‘Remarka’ und ‘Rokula’ (weinrot), ‘Redeva’ (dunkelrot) und die mehltaufesten stachellosen roten Sorten ‘Captivator’, ‘Spinefree’. Die Jostabeere (Ribes × nidigrolaria) ist übrigens eine starkwüchsige stachellose Kreuzung aus der Schwarzen Johannisbeere und Stachelbeeren. Sie trägt große aromatische schwarze Beeren, die gut für Saft und Konfitüren geeignet sind.

Bild 5: Bereits ab Anfang August bis circa Ende September liefert die Herbsthimbeere ‘Autumn First’ ihre leckeren Früchte.

Bei den Himbeeren (Rubus idaeus) 5 wird unterschieden in Sommerhimbeeren (einmaltragende Himbeeren, im Juli) und in Herbsthimbeeren (zweimaltragende Himbeeren, im Juli und im August/September). Den süßen roten Früchten kann keiner widerstehen. Sie schmecken am besten frisch gepflückt, können aber auch zu Fruchtmus, Marmeladen, Desserts oder Kuchen weiterverarbeitet werden. Herbsthimbeeren, bei denen alle Ruten jedes Jahr komplett zurückgeschnitten werden, bekommen keine Rutenkrankheit, ein Vorteil gegenüber den sommertragenden Himbeeren. Dafür werden Sommerhimbeeren aufgrund der früheren Reifezeit weniger von der Kirschessigfliege befallen. Himbeeren mögen einen windgeschützten Standort im lichten Schatten, mit durchlässigem, leicht saurem, humosem Boden. Empfehlenswerte Sorten sind: sommertragende Himbeeren ‘Meeker’ und ‘Glen Ample’ (mittelgroß), ‘Tula Magic’, ‘Tulameen’, ‘Schoenemann’ oder ‘Elida’; herbsttragende Sorten ‘Autumn Bliss’, ‘Polka’, ‘Himbo-Top’ oder ‘Aromaqueen’.

Naschhecke nach oben

Mit einer Mischung aus Johannisbeeren, Stachelbeeren und Himbeeren lassen sich gut zwei Meter hohe Hecken erzielen. Damit haben Sie Sichtschutz und Nascherlebnis in einem. Johannisbeeren werden dazu am Drahtgerüst ein- oder zweitriebig erzogen. Geeignete Sorten sind zum Beispiel die Roten Johannisbeeren ‘Jonkheer van Tets’ und ‘Telake’ (früh), ‘Haronia’ und ‘Rolan’ (mittel) sowie ‘Rovada’ (spät reifend) und die Schwarzen Johannisbeeren ‘Titania’, ‘Ometa’ und ‘Fertöder’. Von den Stachelbeeren eignen sich robuste Sorten wie ‘Invicta’, ‘Remarka’ und ‘Reflamba’ für die Heckenerziehung. Die Beeren sind dann viel leichter zu ernten als am dichten Strauch. Je nach gewünschtem Erntezeitpunkt können Sie zudem Sommer- oder Herbsthimbeeren verwenden, zum Beispiel die sommertragenden Sorten ‘Glen Ample’, ‘Zewa 2’, oder ‘Tulameen’ sowie die Herbstsorten ‘Autumn Bliss’ oder ‘Polana’.

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