Ziergarten: Anfassen und Kuscheln erlaubt: Diese Pflanzen sind nicht nur zum Anschauen
Einleitung
Februar 2024 Viele Pflanzen sind nicht nur optisch ein Highlight, sie sprechen auch unseren Tastsinn an. Und der Kontakt mit Pflanzen ist Balsam für unsere Seele …
Ob puschelige Blüten, zarte Fruchtstände oder ein weicher Haarflaum auf Blättern, Stängeln oder Knospen – die Auslöser können ganz unterschiedlich sein, warum wir eine Pflanze gerne anfassen möchten. Auch sehr feines Laub, ganz glatte oder auffällig strukturierte Oberflächen sowie runzelige Blätter sind verlockend, um die Hände auszustrecken und die Pflanze zu erkunden. Setzen Sie solche Exemplare am besten an Stellen, wo Sie immer wieder vorbeikommen wie am Beetrand oder entlang eines Weges. So können Sie die haptischen Reize genießen.
Tut uns und den Pflanzen gut nach oben
Japanische Forschende haben herausgefunden, dass das Streicheln von Pflanzen, und generell das Beschäftigen mit Pflanzen, Stress abbauen kann. In einer Studie, die im japanischen „Journal of Physiological Anthropology“ veröffentlicht wurde, wurde festgestellt, dass schon zwei Minuten liebevoller Zuwendung den Blutfluss in den Hirnarealen senkt, die bei Hektik und Anspannung aktiv sind. Die Probanden mussten für die Studie mit geschlossenen Augen verschiedene Objekte streicheln. Währenddessen wurde die Stressaktivität im Gehirn der Teilnehmenden gemessen. Die Berührung von Grünpflanzen, in diesem Fall waren es die glatten Blätter einer Efeutute (Epipremnum aureum), zeigte eine deutliche Wirkung, obwohl die Personen nicht wussten, was sie gerade streichelten. Das Streicheln von künstlichen Gegenständen hatte dagegen keine Auswirkungen auf die Psyche. Die Forschenden kamen zu dem Schluss, dass Pflanzen unbedingt Teil unserer Umgebung, der Wohn- und Arbeitswelt sein sollten.
Regelmäßige Streicheleinheiten können sich umgekehrt auch auf Pflanzen positiv auswirken. Prinzipiell bedeutet eine Berührung Stress für Pflanzen und ein konstanter Reiz führt zu morphologischen Veränderungen. Dies kann zum Beispiel zu Kleinwüchsigkeit führen oder eine spätere Ausbildung der Blüten verursachen. Durch eine leichte Berührung, wie sanftes Reiben der Blätter zwischen Daumen und Zeigefinger, kann sich allerdings die Widerstandsfähigkeit erhöhen und die pflanzliche Abwehr gegen Schädlinge wird gestärkt. Diese Erkenntnisse werden in Deutschland noch weiter erforscht, zum Beispiel um Stauchemittel (künstliche Mittel in der Pflanzenzucht, um das Wachstum von Pflanzen zu begrenzen) in der Pflanzenproduktion einzusparen. Im japanischen Landbau ist es bekannt, Pflanzen zu drücken oder zu streicheln – dies gilt hier als eine jahrhundertealte Methode.
Kuschelige Streichelpflanzen nach oben
Die Behaarung, die sich manche Pflanzen zugelegt haben, dient häufig als Verdunstungs- oder Sonnenschutz: Der Flaum reflektiert die Sonnenstrahlen und schützt vor Austrocknung. Silbrige Behaarung kennzeichnet somit meist Gewächse, die aus mediterranen Gebieten stammen und die große Hitze und Trockenheit vertragen. Dazu gehört zum Beispiel der Woll-Ziest (Stachys byzantina) mit silbrig behaarten Blättern und wolligen Blüten, der auch Hasen- oder Eselsohr genannt wird. Eine weitere streichelaffine Staude ist die Kronen-Lichtnelke (Silene coronaria), die auch als Samt- oder Vexiernelke bekannt ist. Schon im Mittelalter machte man sich ihre filzigen Blätter zunutze, indem man sie zu Kerzendochten verarbeitete. Die leuchtend purpurnen Blüten stehen von Juni bis August in schönem Kontrast zur silbergrau behaarten Blattrosette. Mit einer Höhe von bis zu zwei Metern ist die Kandelaberkönigskerze (Verbascum olympicum) ein imposanter Blickfang in Staudenpflanzungen. Die ganze Staude ist grau-weiß filzig behaart, kurzlebig, sät sich aber selbstständig wieder aus.
Auch bei Gehölzen können Sie auf Tuchfühlung gehen. Die kleinwüchsigen, aber großblumigen Ball-Rhododendren (Rhododendron yakushimanum-Sorten) besitzen einen wollig behaarten Laubaustrieb, der sich aber im Laufe des Sommers verliert. Die Samthortensie (Hydrangea aspera ssp. sargentiana) bildet zwar keine riesigen Blütenbälle aus wie die Bauernhortensien, reizvoll sind aber die zweifarbigen Blütenstände und die mattgrünen Blätter, die ober- und unterseits mehr oder weniger behaart sind.
Weiche Blüten und Früchte nach oben
Für interessante haptische Erfahrungen sorgen auch viele Ziergräser. Wie wäre es mit den imposanten Blütenpuscheln des Pampasgrases (Cortaderia selloana), den borstigen Ähren des Lampenputzergrases (Pennisetum alopecuroides), den ährenförmigen Blütenständen des Wimper-Perlgrases (Melica ciliata), bei denen die Deckspelzen wie Wimpern herausragen, oder den seidenweich behaarten Blütenköpfchen des einjährigen Hasenschwanzgrases (Lagurus ovatus), auch Samtgras genannt? Mit ihrer oval-rundlichen Form erinnern sie – wie der Name schon sagt – an den pommelartigen Schwanz der Langohren.
Im Frühjahr gehören die weich behaarten Blütenkätzchen der Salweide (Salix caprea) dazu, die in viele Ostersträucher eingebunden werden – vorausgesetzt niemand im Hause ist allergisch dagegen. In Beet und Wiese zeigen sich die wuscheligen Fruchtstände der Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) oder die fluffigen Pusteblumen, also die Samenstände des Löwenzahns (Taraxacum officinalis). Im April und Mai bestaunen wir gern die weißen Blütenähren des Federbuschstrauchs (Fothergilla major, F. gardenii), die an Flaschenbürsten erinnern und süß duften.
Im Sommer, von Juli bis August, ziehen die hellrosafarbenen, pinselartigen Blüten des Seidenbaums (Albizia julibrissin) die Blicke auf sich, die im Zusammenspiel mit den filigranen gefiederten Blättern zauberhaft aussehen. Der kälteempfindliche Strauch wird besser im Kübel gehalten und frostfrei überwintert. In wintermilden Gegenden gedeiht er auch im Garten.
Im Spätsommer und Herbst verlangen dann die fedrigen, silbrig-glänzenden Samenstände der kletternden Clematis-Arten, wie Gold-Waldrebe (Clematis tangutica) oder Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba), nach Streicheleinheiten. Sie sehen aus wie kleine Perücken und bilden auch in der Vase einen aparten Schmuck. Apropos: Auch der Perückenstrauch (Cotinus coggygria) darf nicht fehlen. Bei dem Zierstrauch sind nicht nur die filigranen Blütenstände und federartigen Fruchtstände eine Augenweide, sondern auch das Laub mit imposanter orangeroter Herbstfärbung. Im Staudenbeet tanzen die wattebauschähnlichen Fruchtstände der Herbstanemone (Anemone hupehensis) über dem Laub und bilden einen wunderschönen Kontrast zur Herbstfärbung.
Bitte zerreiben! nach oben
Ein zusätzlicher Reiz entsteht, wenn Blätter beim Berühren oder Zerreiben angenehm duften. Ein erfrischendes Zitronenaroma verströmen zum Beispiel Zitronenverbene (Aloysia thriphylla), Zitronenthymian (Thymus × citriodorus) oder Zitronenmelisse (Melissa officinalis). Die Zweige des Harfenstrauchs (Plectranthus coleoides) duften wie Weihrauch und die Blätter von Bärwurz (Meum athamanticum) erinnern an Dill und Kümmel.
Eine breite Palette an Aromen bieten zudem die Duftgeranien, die – je nach Sorte, es existieren hunderte – nach Rose, Pfefferminze, Zitrone, Schokolade, Apfel oder Bienenwachs riechen. Die drei bekanntesten sind Rosen-Geranie (Pelargonium graveolens), Pfefferminz-Geranie (P. tomentosum) und Zitronen-Geranie (P. crispum). Ein zarter Windhauch oder eine sanfte Berührung der Blätter mit winzigen Drüsenhaaren setzen die Duftstoffe frei. Als aromatisierende Zutat sorgen Duftgeranien-Blätter übrigens auch in Kräutertees, Limonaden oder im Salat für das gewisse Extra.
Filigranes, weiches Laub nach oben
Nicht nur weich behaartes Blattwerk will berührt werden, auch filigran gefiedertes Laub vermittelt ein besonderes Wohlgefühl. Ein schönes Beispiel sind Fenchel (Foeniculum vulgare) und Dill (Anethum graveolens), die als „Zugabe“ zum leichten Kitzeln in den Handflächen bei Berührung ihren typischen Duft verströmen. Mit feinen, weichen Fiederblättern locken auch die Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium), die weiß blüht, oder die Gold-Garbe (Achillea filipendulina) in Gelb-, Orange- und Rottönen.
Das Bärenfell-Gras (Festuca gautieri) überzeugt mit zahllosen feinen Blättern, die sich zu hübschen Kissen formieren. Dank seiner immergrünen Eigenschaften sorgt es auch in den kahlen Wintermonaten für frisches Grün. Mit kompaktem, kugelförmigem Wuchs setzt auch der Kugel-Lebensbaum (Thuja occidentalis) ‘Danica’ formale Akzente. Dem immergrünen Zwergstrauch mit dichten, schuppenförmigen und feinen Nadeln möchte man am liebsten übers „Köpfchen streicheln“, genau wie dem Kuschel-Lebensbaum ‘Teddy’ mit rundlichem Wuchs, der zur Kugel geformt werden kann.
Mit weichen blaugrünen Nadeln lockt auch die Streichel-Kiefer (Pinus strobus ‘Radiata’, kegelförmiger Wuchs) zum Berühren.
Wohltat für die Füße nach oben
Denken Sie beim haptischen Erleben auch mal an Ihre Füße. Barfuß über den Rasen laufen ist eine Wohltat! Einen perfekten Fuß-Rasen erhalten Sie durch eine große Samenbeimischung von Rotschwingelgras (Festuca rubra).
Abseits des klassischen Rasens können Sie auch mit Polsterstauden, die betreten werden dürfen, ein Barfuß-Erlebnis schaffen. So bildet etwa Sternmoos (Sagina subulata) frischgrüne, fünf Zentimeter hohe Polster, die sehr angenehm zu begehen sind. Die unscheinbaren Blüten des Fiedermooses (Leptinella squalida bzw. Cotula squalida) verbreiten sogar einen Honigduft. Auch Römische Kamille (Chamaemelum nobile, wie die nicht blühende Sorte ‘Treneague’) und Thymian-Arten wie Sand-Thymian (Thymus serpyllum) oder Teppich-Thymian (Thymus pseudolanuginosus) sind als Bodendecker trittfeste Alternativen zum Rasen.