Küchengarten: Fit für den Winter
Einleitung
November 2018 Trübe Tage und eiskalte Nächte – die ersten Vorboten kündigen den nahen Winter bereits an. Höchste Zeit also, den Gemüsegarten für die kalte Jahreszeit zu wappnen. Geben Sie frostbeständigen Pflanzen einen Winterschutz und lagern Sie Kohl- und Rübengemüse ein. Für einige Gemüsearten sind die niedrigen Temperaturen dagegen erst der Startschuss.
Haben Sie Wintergemüse gesät oder gepflanzt? Dann freuen Sie sich jetzt über die letzten Ernten! Chinakohl, Weißkohl, Wirsingkohl oder Rotkohl vertragen leichte Minusgrade. Sie können sie noch im Beet stehen lassen, bis es strenge Nachtfröste gibt. Manchmal kommen solche Nächte aber schnell und unvermittelt. Greifen Sie daher lieber rechtzeitig zum Erntemesser und lagern die Kohlköpfe im kühlen, frostfreien Keller ein. Entfernen Sie dazu die äußeren Blätter und legen die festen Köpfe mit etwas Abstand nebeneinander auf Zeitungspapier in ein Regal oder in eine Kiste. Wichtig ist, dass Luft um die Kohlköpfe zirkulieren kann, damit sie nicht anfangen zu faulen. So überstehen sie viele Wochen bis zu ihrer Verwertung.
Auch Chinakohl und Zuckerhutsalat wandern besser beizeiten vom Beet in den Keller. Sie halten sich monatelang, wenn Sie die Köpfe in Zeitungspapier einwickeln und aufrecht in Kisten stellen. Ein guter Aufbewahrungsort für kleinere Vorräte ist das Gemüsefach des Kühlschranks.
Ab ins Sandbett! nach oben
Wurzelgemüse wie Möhren, Rote Rüben, Kohl- und Herbstrüben, Sellerie, Rettich oder Petersilienwurzeln sollten Sie ebenfalls ernten, bevor der Boden gefroren ist. Heben Sie das Gemüse vorsichtig mit der Grabgabel heraus, damit es keinen Schaden nimmt. Wichtig: Die Wurzeln dürfen zum Einlagern nicht beschädigt sein, sonst fangen sie später leicht an zu faulen. Klopfen Sie die Erde grob ab und entfernen das Grün kurz über dem Rübenansatz. Früher war es weit verbreitet, die Gemüse in einer Erdmiete im Beet einzugraben. Zum Einlagern gibt es eine einfachere Methode: Bauen Sie den Wurzelgemüsen ein Sandbett. Darin bleiben sie über viele Wochen frisch. Ich habe gute Erfahrungen mit einer Sandmiete in einer Holzkiste gemacht. Dafür schlagen Sie eine mehr als 20 cm tiefe Kiste mit Folie aus und füllen eine 5–7 cm dicke Schicht aus sauberem, leicht feuchtem Sand hinein. Darauf legen Sie das Gemüse dicht an dicht nebeneinander. Es folgt wieder eine Lage Sand, neues Gemüse und wieder Sand. Die Kiste stellen Sie anschließend frostfrei, aber kühl auf, zum Beispiel im Keller oder in einer frostgeschützten Ecke auf Terrasse oder Balkon. So bleibt bis ins Frühjahr alles knackig. Drohen draußen starke Minusgrade, decken Sie die Kiste mit Noppenfolie oder einer dicken Schicht Laub ab.
Überwinternde Gemüse schützen nach oben
Keine Angst vor Lagerplatzmangel bei großem Erntesegen: Längst nicht alle Gemüse müssen noch vor dem Winter aus dem Beet. Grünkohl zum Beispiel schmeckt erst richtig gut, wenn er über längere Zeit Kälte ausgesetzt ist. Es muss allerdings kein Frost herrschen, wie früher angenommen. Mit den Temperaturen sinkt der Stoffwechsel. So baut sich Traubenzucker, der durch Photosynthese in den Blättern gebildet wird, deutlich langsamer ab. Der hohe Zuckergehalt macht den typischen herb-süßen Geschmack des Kohls aus. Warten Sie daher getrost die ersten kühlen Nächte ab, bevor die würzigen Blätter in den Topf wandern. Neue Sorten, wie 'Winnetou F1', schmecken auch ohne Kälteperiode angenehm süßlich.
Ähnliches gilt für Rosenkohl. Sein nussig-süßlicher Geschmack entfaltet sich meist erst, wenn bei kalten Temperaturen die in den Knospen eingelagerte Stärke zunehmend in Traubenzucker umgewandelt wird (zum Beispiel bei traditionellen Sorten wie 'Hilds Ideal' oder 'Roodnerf'). Es gibt allerdings frühe Sorten ('Crispus F1' oder 'Nelson F1'), die bereits ab September erntereif sind und einen tollen Geschmack haben. Sie sind jedoch oft weniger frosthart.
Auch Pastinaken, Feldsalat, Winterportulak, Löffelkraut, Lauchzwiebeln, Schwarzwurzeln oder Topinambur gehören zu den winterharten Gemüsen, die selbst bei Werten unter null Grad draußen stehen bleiben dürfen. Dennoch können sie bei starkem Frost Schäden erleiden. Dann macht ihnen vor allem der Wasserverlust zu schaffen: Die meisten Pflanzen vertrocknen im Winter eher als dass sie erfrieren. Decken Sie daher die Gemüse mit einem leichten Vlies ab. Unter der feinen Decke sind sie gut gegen austrocknende Winde, direkte Sonneneinstrahlung und starke Fröste geschützt. Auch ist das Ernten viel leichter, wenn kein Schnee oder angewehtes Laub auf dem Gemüse liegt.
Die mehrjährigen Artischocken sind kälteempfindlich und benötigen deshalb einen Winterschutz. Schneiden Sie die Blütenstängel und die Blätter etwas über Bodenniveau ab und packen die Pflanze 20 cm dick mit Laub oder Stroh ein. Mein Tipp: Ich stülpe bis zum nächsten Frühjahr einen mit Laub gefüllten Eimer über die ganze Pflanze. Das schützt das Herz der Pflanze vor starkem Frost und Nässe, denn sonst fängt es leicht an zu faulen.
Aussaat Kaltkeimer nach oben
Kaum zu glauben, doch es gibt einige Pflanzenarten, die ohne die Einwirkung von Kälte gar nicht erst keimen – sogenannte Kaltkeimer. Dazu zählen Gemüse, wie Meerkohl, und Kräuter wie Waldmeister oder Bärlauch. Die Samen enthalten ein Hormon, das die Keimung bei Wärme verhindert. Niedrige Temperaturen bei null bis fünf Grad (also nicht unbedingt Frost) über einen längeren Zeitraum hemmen dieses Hormon und starten den Keimprozess. Wollen Sie im Freiland aussäen, gehen Sie wie folgt vor: Verteilen Sie das Saatgut ab Herbst oder im Winter dünn in einer Keimschale, feuchten es an und überziehen die Schale mit einem Plastikbeutel, damit die Samen nicht austrocknen. Der beste Platz dafür ist anschließend im Schatten unter einem Busch oder neben einer Mauer, wo die winterliche Kälte einwirken kann. Im April entfernen Sie die Folie wieder und setzen die Keimlinge in Töpfe oder Anzuchtschalen mit Erde. Sie können den Winter aber auch im Kühlschrank simulieren. Hierfür verteilen Sie das Saatgut in einem Gefäß mit feuchtem Sand und lassen es einige Wochen vor der Aussaat im vier Grad kalten Kühlschrank stehen. Gewöhnen Sie die Samen dann schrittweise wieder an höhere Temperaturen. Bald erscheinen die ersten Keime.
Bodenpflege nach oben
Nutzen Sie den Spätherbst und die Wintermonate für Bodenuntersuchungen. Wenn Sie den Zustand ihres Bodens kennen, können Sie die Düngung optimal darauf einstellen. Sets zum Selbsttest der Kalk- und Säurewerte (pH), des Kali- und Phosphorgehaltes Ihres Bodens gibt es im Gartencenter. Auch der Gartenfachhandel bzw. Speziallabore nehmen Bodenproben an und führen genaue Analysen durch (z. B. Raiffeisen-Märkte, einige Gartencenter, das Bodenanalyse Zentrum in Filderstadt oder Landwirtschaftskammern). Die Kosten dafür sind unterschiedlich, liegen jedoch meist nicht über 50 Euro. Die Investition lohnt sich, denn mit den anschließenden Ergebnissen und Düngeempfehlungen sparen Sie vielleicht einige Euro an Düngemitteln. Zudem können Sie dem Boden dann gezielt das geben, was er braucht und belasten nicht unnötig die Umwelt.