Küchengarten: Gemüse auf Bio-Art schützen
Einleitung
Juni 2021 Wir freuen uns über reiche und gesunde Ernten aus dem Garten. Doch nur allzu leicht können Gemüsepflanzen erkranken oder von Schädlingen befallen werden. Dagegen können Sie etwas tun – auf natürliche Weise!
Gemüsefliegen, Erdflöhe, Raupen und Schnecken sind Mitbewohner im Garten und genießen daher auch eine Daseinsberechtigung – aber ausgerechnet am selbst gezogenen Gemüse? Das muss doch nicht sein! Die eleganteste Art, sie vom üppigen Salat, den knackfrischen Radieschen oder den immer größer werdenden Kohlköpfen abzuhalten, ist das Abdecken mit Insektenschutznetzen. Sie bestehen aus durchsichtigen, engmaschigen Materialien, durch die Schädlinge nicht hindurchkommen. Wer im Frühling schnellere Ernten wünscht, greift zu Vliesen, weißen oder leicht grün eingefärbten leichten Gespinsten, mit denen man Beete überdecken und die Kulturen darunter vor leichten Frösten, Wind, Hagel und Schädlingen schützen kann. Unter der luftigen Haube entsteht ein vorteilhaftes Kleinklima mit viel Luftfeuchte, das Pflanzen besonders gut bekommt. Im Sommer allerdings wird es den Pflanzen darunter zu heiß.
Ab Mai sollten Sie auf leichtere Netze aus Kunststoff zurückgreifen. Sie sind stabil und dicht genug, um selbst Läusen den Zuflug zu verwehren, und mehrere Jahre lang haltbar. Wichtig: Setzen Sie die Vliese und Netze gleich beim Säen oder Pflanzen aufs Beet und achten Sie beim Aufbringen darauf, dass ringsum die Ränder gut mit Erde oder speziellen Halterungen bedeckt sind, so dass den Schädlingen keine Zuschlupfmöglichkeit bleibt. Die Schutznetze können sich nicht strecken – deshalb gilt es, gleich genügend Abstand für Blätter und Triebe vorzusehen, so dass die Hauben bis zur Ernte auf den Kulturen bleiben können. Einfach zu handhaben sind auch Insektenschutztunnel, die es im Gartenfachhandel gibt. Sie werden mit entsprechenden Abstandhaltern geliefert und lassen sich leicht über dem Gemüse platzieren.
Das hilft gegen Schnecken nach oben
Kaum ein Schädling kann eine Ernte so schnell vernichten wie Schnecken. Fallen Sie in einer feuchten Nacht über das Salatbeet her, steht allzu oft kaum noch ein heiles Blättchen da. Als Schutz vor den gefräßigen Weichtieren haben sich Schneckenzäune gut bewährt (z. B. von Schneckenprofi). Damit lassen sich kleinere Areale vor den Zuwanderern abschirmen. Man installiert sie einmal und hat dann für lange Zeit Ruhe. Es gibt sie aus Plastik, Blech oder preisgünstig aus Drahtgewebe zum Zusammenstecken. Wichtig ist eine scharfe Abkantung oder Rundung im Winkel von 40 bis 50 Grad. Für die Schnecken sollen die Zäune unüberwindbare Hindernisse darstellen, vorausgesetzt natürlich, dass sich im damit abgegrenzten Beet keine Tiere oder Eier mehr befinden.
Bei größeren Beeten lohnt sich – vor allem bei feuchter Witterung – das allabendliche Absammeln der Tiere. Zudem gelten im Beet ausgestreute Sägespäne, Kalk oder Kaffeesatz als natürliche Barrieren, allerdings gibt es immer wieder tatkräftige Schnecken, die diese dennoch überwinden. Von aufgestellten Bierfallen sei abzuraten, denn sie locken mit ihrem Duft nur noch mehr Schnecken an.
Um allzu großem Befall vorzubeugen, sollten Sie im Spätsommer oder Herbst auf Schneckeneiersuche gehen, denn dann sorgen die Mollusken mit größeren Gelegen für ihren Nachwuchs. Dafür bevorzugen sie feuchte, versteckte Orte, zum Beispiel unter Regentonnen, in Ritzen oder Spalten oder im Kompost. Haben Sie ein Gelege gefunden, entsorgen Sie es am besten in der normalen Mülltonne.
Nützlinge anlocken nach oben
Zwar ist das Heer der Pflanzenschädlinge groß, doch es sind auch viele nützliche Helfer mit großem Appetit dabei, sie als Beute zu vertilgen. Raubmilben halten im Gewächshaus Schädlinge wie Spinnmilben klein. Marienkäfer, Schwebfliegen, Florfliegen und Schlupfwespen sind immer hungrige Blattlausfresser, Nematoden gehen im Boden auf Suche nach Engerlingen des Dickmaulrüsslers. Während ihre Larven die Fleischkost bevorzugen, schalten die meisten erwachsenen Stadien auf Nektar und Pollen um. Eine Ökoecke zwischen den Beeten, mit farbenprächtigen Blumenmischungen besät (etwa ‘Nützlingswiese’ von Sperli oder ‘Insektenparadies’ von Kiepenkerl), lockt sie den Sommer über in den Garten und lässt sie den schädlingsvertilgenden Nachwuchs an Ort und Stelle zur Welt bringen.
Tipp: Räumen Sie den Garten nicht allzu ordentlich auf und gestatten Sie den Zweigen vom Obstbaumschnitt als Totholzhaufen langsam zu verrotten. Dieser bietet auch den Winter über Unterschlupf für zahlreiche Nützlinge, ebenso wie Kaminholzstapel oder Trockenmauern aus Natursteinen.
Robuste Sorten wählen nach oben
Wählen Sie widerstandsfähige, robuste Sorten, die von Natur aus weniger anfällig sind für bestimmte Schädlinge und Krankheiten. So schalten Sie von vornherein viele Probleme aus. Resistente Sorten wie Kopfsalat ‘Casanova’, ‘Estelle’ und ‘Fiorella’, Eissalat ‘Barcelona’ und ‘Bennie’ oder Kraussalat ‘Smile’ haben längst bewiesen, dass sie von Blattläusen gemieden werden. Um Möhren der Sorten ‘Flyaway’ oder ‘Ingot’ machen Möhrenfliegen einen großen Bogen. Deshalb bleiben sie vom Madenbefall verschont. Bei Gurken können Sie Mehltau, Viren, Krätze und bittere Früchte vergessen, wenn Sie tolerante Züchtungen wie zum Beispiel Schlangengurken ‘Sudica’ und ‘Dominica’, Minigurken ‘Ministars’, ‘Adrian’ oder ‘Printo’ oder Einlegegurken ‘Amber’, ‘Diamant’ oder ‘Bimbostar’ verwenden. Spinatsorten wie ‘Emilia’ oder ‘Lazio’ sind resistent gegen Mehltau und Tomaten wie ‘Culina’, ‘Picolino’ oder ‘Pyros’ werden nicht mehr von zahlreichen Pilzkrankheiten befallen, ‘De Berao’, ‘Phantasia’, ‘Philovita’ und ’Philona’ sind sogar weitgehend tolerant gegen die gefürchtete Kraut- und Braunfäule.
Pflanzen stärken nach oben
Kräftige, gesunde Pflanzen wissen sich selbst zu schützen und werden selten krank. Achten Sie deshalb bei der Pflanzenwahl auf deren Ansprüche an ihren Standort, damit sie gut gedeihen und eine ertragreiche Ernte bringen – ob sie es sonnig lieben oder halbschattig, sauren oder kalkhaltigen, feuchten oder trockenen Boden bevorzugen. Gut bewährt hat sich ein Wechsel der Kulturen auf den Beeten im Vier-Jahresrhythmus. Damit wird einem einseitigen Nährstoffentzug des Bodens vorgebeugt und die Gemüseanzucht bleibt erfolgreich.
Im Bio-Anbau hat sich zudem die Stärkung der Pflanzen mit natürlichen Kräftigungsmitteln schon lange bewährt. Davon gibt es eine Vielzahl im Gartenfachhandel (wie zum Beispiel die ‘Biokraft Vitalkur’ von Neudorff). Viele Bio-Gärtner schwören auf Brennnesseljauche. Sie gilt als schädlingsabwehrend und versorgt die Pflanzen mit wichtigen Nährstoffen wie Stickstoff oder Kalium.
Brennnesseljauche herstellen nach oben
Sie brauchen etwa ein Kilogramm frische Triebe der Großen Brennnessel, eine Schere, Gartenhandschuhe, ein großes Gefäß und Wasser – am besten aus der Regentonne. Schneiden Sie die Triebe in grobe Stücke und geben Sie sie in das Gefäß. Dann etwa 10 l Wasser zufügen und kräftig umrühren. Wer möchte, kann zur Geruchsbindung noch eine Handvoll Gesteinsmehl, Lehmerde oder Kompost dazugeben. Das Gefäß luftdurchlässig abdecken (zum Beispiel mit einem Jutesack) und das Gemisch 10 bis 14 Tage gären lassen. Dabei täglich umrühren. Das Gemisch ist fertig, wenn keine Blasen mehr aufsteigen. Nun können Sie die Jauche absieben und im Verhältnis eins zu zehn mit Wasser verdünnt an die Pflanzen gießen.