Gartenberatung: Wunderbarer Lebensraum im Kompost

Einleitung

September 2025 Ein typischer Samstag an den Wertstoffhöfen der Kommunen: Es bilden sich lange Schlangen, um Rasen- und Gehölzschnitt in den Grünabfall zu geben. Und kurze Zeit später trifft man sich im Gartencenter wieder, um sackweise Topf- und Pflanzerde aus Grünschnitt einzukaufen. Verrückte Welt, oder?

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Bietet viel Lebensraum: der Kompost

Sinnvoller ist es, den Gedanken der Kreislaufwirtschaft aufzugreifen und die Grünabfälle im eigenen Garten zu verwenden. Dabei landet alles, was nicht direkt als Mulchmaterial verwendet werden kann, auf dem Kompost. Denn schließlich ist das kein Abfall, sondern wertvolles organisches Material, das ganz kostenlos von großen und kleinen Helfern zersetzt wird. Diese finden sich in kaum zu zählender Menge in einem aus vielen verschiedenen Pflanzenresten bestehenden Kompost.

Wie Humus entsteht nach oben

Regenwürmer fühlen sich hier wohl …
… Tausendfüßler ebenso.

Zu den großen Pflanzenzersetzern zählen an erster Stelle sowohl die Regen- als auch die Kompostwürmer. Sobald die frischen Pflanzenreste nach ein paar Tagen durch unzählige Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze etwas aufgeweicht und angerottet sind, kommen die beiden Wurmarten, ziehen die Reste in ihren Schlund, verdauen sie – und was dann „hinten“ rauskommt, ist der von uns und den Pflanzen geliebte Wurmhumus. Zudem wird durch ihre Aktivität der Kompost aufgelockert, was die Luft- und Wasserzirkulation verbessert und damit den Rotteprozess beschleunigt.

Rosenkäferlarve
Erwachsener Rosenkäfer

Ein weiterer Vertreter der größeren Organismen sind Engerlinge, und zwar die vom Rosen- und Nashornkäfer. Der erwachsene Rosenkäfer besticht rein optisch durch seine metallisch grün-bronze-blau gefärbte Oberseite, während das herausragende Merkmal des Nashornkäfers sein auf dem Kopf sitzendes Horn ist, bei Männchen übrigens besonders ausgeprägt. Im Gegensatz zu seinen ungeliebten Verwandten, den Engerlingen der Mai- und Junikäfer, die sich u. a. von lebenden Pflanzenwurzeln im Rasen ernähren, bevorzugen Rosen- und Nashornkäfer Pflanzenabfälle, die dann wieder gut verdaut als Humus den Gartenboden verbessern. Gerade die Engerlinge des Nashornkäfers sind stattliche Exemplare und können bis zu zehn Zentimeter lang werden.

Erwachsener Nashornkäfer
Assel im Kompost

Zur Gruppe der „größeren“ Tiere zählen noch Asseln, Schnecken und Ameisen, die alle dazu in der Lage sind, organisches Material mit ihren Kau- und Beißwerkzeugen mechanisch zu zerkleinern und es damit für die kleineren Lebewesen im Kompost „schmackhafter“ zu machen.

Wie Sie Käfer unterscheiden können nach oben

Wer die ähnlich großen Engerlinge von Rosen-, Mai- und Junikäfer unterscheiden möchte, sollte einen genaueren Blick auf ihre Art der Fortbewegung werfen. An der Erdoberfläche robbt sich der Rosenkäfer-Engerling auf dem Rücken in den Boden, während der Maikäfer-Engerling seitlich kriecht und Engerlinge des Junikäfers auf ihren Beinen davon krabbeln. Zudem findet man im Kompost in der Regel weder Mai- noch Junikäferlarven.

Wie der Zersetzungsprozess weiter geht nach oben

Ein gutes Stück kleiner und teilweise mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen sind die Vertreter der nächsten Zersetzer-Gruppe. Dazu gehören Protozoen, Nematoden, Milben und Springschwänze. Sie ernähren sich von den Resten der größeren Tiere, spielen aber auch eine wichtige Rolle beim mechanischen Abbau organischer Substanzen. Diese sind dann für die kleinste Zersetzer-Gruppe leichter zugänglich. Zahlenmäßig sind diese Organismen, zu denen u. a. Bakterien, Pilze und Archaeen zählen, den vorab genannten Lebewesen weit überlegen.

Alle zusammen – immerhin leben in einem Kubikmeter Erde mehrere Billionen Bodenorganismen – leisten in unserem Garten wertvolle Dienste. Sie gilt es durch eine gute Bewirtschaftung des Komposts zu ernähren und zu schützen. Nur so erschaffen wir aus „Gartenabfällen“ das vielbeschworene Gold des Gärtners.

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