Energie: Mini-Solaranlage für den Balkon

Einleitung

Juli 2024 Balkonkraftwerke werden immer beliebter. Sie können eigenständig montiert und einfach an eine Steckdose angeschlossen werden. Lohnt sich die Investition?

Die Zahl sogenannter Balkonkraftwerke wächst stetig

Die Zahl sogenannter Balkonkraftwerke wächst stetig: Allein im Jahr 2023 wurden laut der Bundesnetzagentur 300.000 neue Balkonkraftwerke, auch Mini-PV, Plug-in-PV oder Stecker-Solargerät genannt, registriert. Der Boom lässt sich einfach erklären: Mit einem Balkonkraftwerk können Mieter und Wohnungseigentümer selbst erzeugten Strom direkt im eigenen Haushalt verbrauchen, Stromkosten sparen und sich so an der Energiewende beteiligen. Nun gibt es auch Vereinfachungen bei der Registrierung: Seit 01. April 2024 profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher von einer vereinfachten Anmeldung: Neben den Angaben zu ihrer Person müssen sie statt 20 Angaben zu ihrem Balkonkraftwerk nur noch fünf eintragen.

Wie kommt der Sonnenstrom zum Gerät? nach oben

Eine Stecker-Solaranlage ist eine kleine Photovoltaikanlage, bestehend aus ein bis zwei Photovoltaikmodulen (im Format von etwa 1 × 1,70 Meter) mit einer Nennleistung von rund 300 Watt. Ein integrierter Wechselrichter wandelt den Gleichstrom in haushaltsverträglichen Wechselstrom um. Der von der Anlage produzierte Strom fließt in die Steckdose am Balkon und von dort zu energieintensiven Geräten, wie Wasserkocher oder Kühlschrank. Dann zählt der Stromzähler langsamer, weil weniger Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen wird. Reicht der Strom vom Balkon nicht mehr aus, fließt einfach Strom vom Versorger dazu. „Einen ganzen Haushalt kann man mit einer Balkon-PV-Anlage nicht versorgen“, erklärt Jannik Schlegel von der Initiative Elektro Plus. „Aber auch diese kleinen Anlagen helfen beim Energiesparen und schonen Ressourcen. Wer jedoch regelmäßig größere Mengen selbst erzeugten Strom beziehen möchte, um beispielsweise sein E-Auto zu laden, sollte langfristig in eine große PV-Anlage investieren.“ Zum Vergleich: Eine mittelgroße PhotovoltaikAnlage auf dem Dach kommt auf eine Leistung von rund 10 Kilowatt (kW). Auch bei einem Stromausfall funktionieren die Mini-PV-Anlagen – anders als eine Photovoltaik-Anlage mit Batteriespeicher – nicht, denn sie brauchen unbedingt Netzspannung, um überhaupt erst einspeisen zu können.

Ein Balkonkraftwerk besteht aus: nach oben

  • einem oder mehreren Photovoltaik-Modul(en)
  • einem integrierten Wechselrichter, der den erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt
  • einer Anschlussleitung mit Stecker
  • Montagematerial

Was kostet eine Balkon-Solaranlage? nach oben

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Im Vergleich zu einer netzgekoppelten Photovoltaikanlage ist ein Balkonkraftwerk selbstverständlich deutlich günstiger. Modelle, die den Sicherheitsstandards der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) entsprechen, kosten zwischen 350 und 800 Euro. Dafür bekommt man ein 800-Watt-Komplettset mit Kabeln, Wechselrichter, zwei Modulen und Halterung. Angeboten werden Steckersolaranlagen in Baumärkten, bei Discountern, über einen Elektroinstallateur, in Online-Shops oder über lokale und regionale Einkaufszusammenschlüsse (oft von Solarvereinen organisiert). In jedem Fall sollten Sie Angebote vergleichen.

Lohnt sich das? nach oben

Grundsätzlich lohnt sich ein Balkonkraftwerk fast immer: Je nach Standort und Nutzungsverhalten dauert es nur etwas länger, bis sich die Anschaffung amortisiert hat. Der Verbraucherzentrale NRW zufolge liefert ein Steckersolargerät mit 400 Watt Leistung, das verschattungsfrei an einem Südbalkon montiert wurde, rund 280 Kilowattstunden Strom pro Jahr. So viel verbrauchen etwa ein Kühlschrank und eine Spülmaschine in einem Zwei-Personen-Haushalt pro Jahr. Bei einem Strompreis von 35 Cent für Strom aus dem öffentlichen Netz bringt das eine jährliche Ersparnis von rund 70 Euro. Nach etwa fünf bis zehn Jahren haben sich die Ausgaben amortisiert.

Einfach nachgerüstet: Solarstrom für Ihr Zuhause.
Schließen Sie die Solarmodule einfach an den Mikroinverter und diesen mit dem mitgelieferten Stromkabel direkt über eine Standard-Steckdose an.

Balkonkraftwerke produzieren etwa 20 Jahre lang Strom. Und auch die Umwelt profitiert von den Mini-Kraftwerken: Laut der Verbraucherzentrale sparen Sie etwa 2,5 Tonnen CO2-Ausstoß in 20 Jahren ein. Wer berechnen möchte, ob sich ein Balkonkraftwerk für die eigenen Verhältnisse lohnt, kann dies im Internet mit dem Stecker-Solar-Simulator der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) tun (solar.htw-berlin.de/rechner/stecker-solar-simulator/).

Die Installation nach oben

Die Module kann man selbst an der Balkonbrüstung, auf Dächern oder an der Hauswand montieren. Auch ein Aufständern auf einem Flachdach, Garagendach, auf der Terrasse oder im Garten ist möglich. Wichtig ist, dass die Module nicht verschattet werden. In der Regel liefert der Hersteller das passende Montageset direkt mit. Für die Installation an Fassaden und Balkonen in mehr als vier Metern Höhe sind nur bestimmte, vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) zertifizierte Solarmodule zugelassen. Wie und in welcher Höhe eine Balkon-Solaranlage verbaut werden darf, weist der Hersteller in seiner Montageanleitung aus.

Um Strom vom Balkonkraftwerk zu erhalten, steckt man einfach den Stecker des Kabels in eine nahegelegene Steckdose. Gibt es auf dem Balkon keine, muss das Kabel ins Haus oder in die Wohnung verlegt werden, beispielsweise durch ein Loch im Türrahmen. Wenn Sie eine neue Steckdose installieren möchten oder unsicher sind über den Zustand Ihrer Elektroinstallation im Haus, ist es ratsam, eine Elektrofachkraft hinzuzuziehen Hier finden Sie einen Fachbetrieb in der Nähe: elektro-plus.com/fachbetriebssuche . Eine weitere Vereinfachung des Gesetzgebers betrifft die Geräte-Stecker: Bislang empfehlen die Normen des Verbandes für Elektrotechnik (VDE) für Elektronik und Informationstechnik noch spezielle Einspeise-Steckdosen („Wieland-Steckdosen“). In der Praxis werden die meisten Geräte bereits mit Schuko-Steckdosen betrieben.

Noch ein Wort zur Sicherheit: An eine Mehrfachsteckdose dürfen die Systeme nicht angeschlossen werden. Do-It-Yourself Lösungen mit mehreren PV-Modulen und größeren Wechselrichtern sind nicht zugelassen und können bei falscher Auslegung auch richtig gefährlich werden.

Darauf müssen Sie achten nach oben

In älteren Gebäuden sollte unbedingt vorab die Elektroinstallation geprüft werden. Auch beim Stromzähler gibt es Mindestanforderungen. „Auf jeden Fall muss die Anlage möglichst wetterresistent und sturmsicher angebracht werden“, so Schlegel. „Wichtig ist außerdem, auf den Mindestabstand zum Nachbarn und auf mögliche Störungen durch die Anlage, wie zum Beispiel Blendwirkungen, zu achten.“

Eine spezielle Photovoltaikversicherung benötigt man nicht: Für Balkonkraftwerke reicht die Hausratversicherung aus, um unter anderem gegen Sturm, Hagel oder Überspannungsschäden abgesichert zu sein. Es empfiehlt sich aber auf jeden Fall, vorher mit der Hausratsversicherung über den bestehenden Vertrag zu sprechen, damit die alten Policen gegebenenfalls an die neuen Bedingungen angepasst werden können.

Mieter sollten immer zuerst klären, ob sie ein Balkonkraftwerk zu Hause anbringen dürfen und dafür eine schriftliche Zustimmung des Vermieters einholen. Bislang können Vermieter und Eigentümer-Gemeinschaften das Anbringen der Geräte verbieten.

Sind Balkon-Solaranlagen sicher? nach oben

Wenn das Solarmodul höchstens 600 Watt Leistung hat und die allgemeinen Regeln der Technik befolgt werden, gilt die elektrische Installation im Haushalt als sicher. Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) hat zudem einen Sicherheitsstandard definiert und prüft steckerfertige Solaranlagen nach diesem. Auf der Internetseite der DGS finden Sie eine Marktübersicht zu steckbaren Solargeräten (pvplug.de/marktuebersicht ). Geprüfte Anbieter weisen ihre Produkte in der Regel mit dem entsprechenden DGS-Siegel aus.

Gibt es Förderung? nach oben

Ein bundesweites Förderprogramm gibt es aktuell nicht. Aber immer mehr Kommunen, Landkreise, Bundesländer und Regionalverbände fördern Steckersolargeräte unter bestimmten Auflagen. So zum Beispiel Berlin mit einem Zuschuss von 500 Euro für Mieter und Eigentümer oder Sachsen mit 300 Euro. Mecklenburg-Vorpommern bietet seine 500-Euro-Förderung nur noch für Mieter an. Auch viele Städte und Gemeinden übernehmen einen Teil der Anschaffungskosten. Zu beachten ist jedoch: Je nach Förderung müssen die Zuschüsse unter Umständen schon vor dem Kauf beantragt werden. Außerdem hat die Bundesregierung die Mehrwertsteuer von 19 Prozent für Solaranlagen abgeschafft. Ob die Verbraucher davon profitieren, hängt letztendlich von dem Händler ab. Eine Einspeisevergütung für den nicht genutzten Solarstrom, der ins öffentliche Netz fließt, gibt es bei Balkonkraftwerken nicht.

Checkliste: Balkonkraftwerk kaufen nach oben

  • Kosten: Lohnt sich ein Balkonkraftwerk für Sie? Hilfe dazu finden Sie hier: solar.htw-berlin.de/rechner/stecker-solar-simulator. Vergleichen Sie mehrere Angebote. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Gemeinde, ob eine Förderung angeboten wird.

  • Standort: Wie ist die Ausrichtung? Wird der Aufstellort beschattet? Wie können die PV-Module, aber auch die Halterung aufgestellt und befestigt werden? Denkmalschutz- oder Bauvorschriften müssen unter Umständen beachtet werden.

  • Technische Voraussetzung: Haben Sie eine fest installierte Outdoor-Steckdose? Sind Steckdose und Stromkreis technisch auf dem aktuellen Stand?

  • Passender Stromzähler: Mit dem Solarpaket I, das Mitte April inhaltlich abgesteckt wurde, wurde festgelegt, dass alle herkömmlichen Stromzähler für den Betrieb einer Stecker-Solaranlage geeignet sind. Empfohlen wird aber ein moderner Zähler mit Rücklaufsperre.

  • Versicherung: Abgesichert ist das Balkonkraftwerk in der Regel über die Hausrat- oder Haftpflichtversicherung. Informieren Sie die Versicherungen schriftlich über die Solaranlage.

  • Anmeldung: Eine Stecker-Solaranlage muss bei dem Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur angemeldet werden (marktstammdatenregister.de/MaStR) und ist nur online möglich. Die Anmeldung selbst wurde vereinfacht und beschränkt sich nun auf wenige Daten.

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