Küchengarten: Heilpflanzen der Antike
Einleitung
Dezember 2020 Schon die alten Ägypter, Griechen und Römer waren in der medizinischen Heilkunst sehr versiert. Dabei verwendeten sie vor allem Pflanzen und Kräuter. Viele von ihnen sind auch heute noch topaktuell und lassen sich im eigenen Garten oder als Kübelpflanze kultivieren.
Kraftvoller Lorbeer nach oben
Der immergrüne Lorbeerstrauch (Laurus nobilis) wurde bereits von den Römern als kraftvolles Naturheilmittel eingesetzt. Wirksam sind dabei die in den dunkelgrünen, dicken Blättern und in den schwärzlichen, runden Früchten enthaltenen ätherischen Öle. Aus den Früchten kann man Lorbeeröl gewinnen, das schmerzlindernd, vitalisierend und durchblutungsfördernd wirkt. Mit dem aromatischen Öl rieben sich die Männer nach einem Kampf die schmerzenden Muskeln ein. Wegen seiner antiseptischen Wirkung lässt es auch Wundentzündungen schneller abklingen. Auch heute noch wird das Öl bei schmerzender und verspannter Muskulatur eingesetzt, ebenso wie bei chronischen Gelenkschmerzen. Bekannter und beliebter sind heute die Blätter, die beim Kochen ihr wunderbares Aroma an Soßen, Suppen, Fisch- oder Fleischgerichte abgeben – und ganz nebenbei noch die Verdauung anregen.
Der Lorbeerbaum ist im ganzen Mittelmeerraum verbreitet und kann dort bis zu 12 m hoch werden. Die Pflanze zeigt sich bis minus 8 °C winterhart und gedeiht an einem geschützten Ort oder im Kübel auch bei uns prima. Vor härteren Frösten sollte sie allerdings mit einem Wintervlies geschützt und der Wurzelbereich mit einer dicken Laubschicht gemulcht werden. Ernten Sie im Frühjahr oder im Herbst die ganzen Blätter und verwenden Sie sie frisch oder getrocknet. Im Sommer geerntete Blätter enthalten weniger ätherisches Öl.
Immergrüne Myrte nach oben
Bei den Griechen stand die Myrte (Myrtus communis) hoch im Kurs. Sie wurde in Sitzbäder zur Behandlung von Gicht
mit ins Wasser gegeben oder mit Wein gekocht als Umschlag für Geschwüre verwendet. Heute spielt Myrtenöl vornehmlich in der Aromatherapie eine Rolle, denn das aus den Blättern und Triebspitzen gewonnene ätherische Öl hat einen würzigen Geruch, der an Tannennadeln erinnert und entspannend wirkt. Außerdem neutralisiert das Öl Gerüche und gibt mit Wasser versetzt ein praktisches Raum- oder Fleckenspray. In einigen Arzneimitteln zur Linderung von Erkältungskrankheiten ist es enthalten, denn es fördert die Schleimbildung und entkrampft.
Den kleinen, immergrünen, buschigen Myrtenstrauch können Sie am besten als Kübelpflanze kultivieren (erhältlich zum Beispiel von Lubera). Das Gehölz wächst langsam und erreicht im Topf etwa 100 bis 150 cm Höhe. Geben Sie ihm einen sonnigen, warmen Standort, gerne im Freien auf dem Balkon oder der Terrasse. Von Mai bis August gesellen sich zu den kleinen, dunkelgrünen Blättern aparte, weiße Blüten, die einen betörenden Duft verströmen. Diese sind bereits seit den Griechen und Römern traditionell als Brautschmuck beliebt, zum Beispiel als Kranz gebunden und vielen als „Brautmyrte“ bekannt. Später entwickeln sich aus ihnen dekorative, erbsengroße, schwarzblaue Beeren. Sie schmecken würzigsüß, geben ein tolles Gewürz und sollen eine magenstärkende Wirkung haben.
Heilsame Kamille nach oben
Die Echte Kamille (Matricaria chamomilla) ist für ihre heilsame Wirkung bekannt wie kaum eine andere Pflanze. Vor allem ihre hübschen, reinweißen Strahlenblüten, deren gelbe Blütenmitte sich kräftig nach oben wölbt, finden Verwendung. Als Tee aufgegossen sind sie über Jahrtausende ein Heilmittel zur Behandlung von Entzündungen und Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes. Ein Aufguss galt bereits 2000 Jahre v. Chr. als heilsam bei Durchfall. Ihre medizinische Wirkung ist mittlerweile wissenschaftlich anerkannt. Kamille wirkt entzündungshemmend, antibakteriell, krampflösend und beruhigend. Sie wird äußerlich als Salbe verwendet oder als Extrakt zur Wundbehandlung, zur Inhalation bei Atemwegsinfekten und als Badezusatz bei Hauterkrankungen. Ein warmer Kamillentee hilft meist bei Bauchweh oder Krämpfen im Magen-Darm-Bereich.
Kamille ist bei uns heimisch und gedeiht unproblematisch (Saatgut gibt es zum Beispiel von Sperli oder anderen Saatgutanbietern). Optimal ist ein alkalischer bis schwach saurer Boden. Die einjährige Pflanze liebt einen sonnigen Standort und bildet dort an reich verzweigten, dünnen Stängeln unzählige ihrer wunderschönen Blüten ab Mitte Mai bis in den September hinein. Die Haupterntezeit ist im Juni und Juli. Die Blütenköpfchen sollten dann bereits vollständig geöffnet, aber noch nicht verblüht sein.
Sie können einzelne Blüten ernten und frisch verwenden oder sie trocknen. Früher wurden meist ganze Stängel abgeschnitten, als Bündel zusammengebunden und an einem luftigen Ort zum Trocknen aufgehängt. Die gut getrockneten Blüten können Sie dann weiterverwenden, zum Beispiel zu einem leckeren Tee aufgießen oder dem Badewasser zugeben. Die Aussaat erfolgt von März bis Juni direkt ins Beet in Reihen mit 30 bis 40 cm Abstand. Leichtes Andrücken am Erdboden genügt, denn die Pflanzen sind Lichtkeimer. Einmal ausgesät, vermehren sie sich in den Folgejahren meist von selbst.
Vitaminreicher Granatapfel nach oben
Die saftreichen, leckeren Früchte des Granatapfels (Punica granatum) werden schon in der Bibel erwähnt. Angeblich soll er 613 Kerne haben, so viel wie die Anzahl der Gesetze im Alten Testament. Auch in der Medizin hat der Granatapfel (oder vielmehr die zahlreichen roten Kerne im Inneren der Frucht) eine große Bedeutung. Ihnen werden viele positive Wirkungen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arthritis und sogar Prostatakrebs nachgesagt. Bisher ist dies jedoch nicht ausreichend wissenschaftlich erforscht. Dennoch sind die Inhaltsstoffe äußerst gesund, denn der Granatapfel enthält wichtige Mineralstoffe wie Kalium, Spurenelemente wie Eisen und B-Vitamine, zudem hohe Mengen an Gallotanninen und Anthocyanen, die entzündungshemmende und antioxidantische Effekte haben. Genossen werden die Kerne der apfelgroßen Frucht mit der harten Schale zum Beispiel pur gelöffelt, im Salat, mit Müsli oder zu leckeren Desserts oder als Saft.
Besonders schön präsentiert sich der kleine Strauch als reich blühende und fruchtende Kübelpflanze. In den Blattachseln werden die hübschen roten Kelchblüten gebildet, die wie Glöckchen herabhängen. Aus ihnen entwickeln sich später die Früchte, die Sie ernten können. Der Standort sollte im Frühjahr bis Herbst sonnig und warm sein. Im Winter genügt dem laubabwerfenden Bäumchen ein frostfreier Raum, der ruhig dunkel sein darf.
Entzündungshemmender Bockshornklee nach oben
Samen des Bockshornklees (Trigonella foenum graecum) fand man im Grab des Ägypterkönigs Tutanchamun. Sie wurden damals zerrieben, mit Honigmet gekocht und die Paste als Umschlag bei Geschwulsten verwendet. Wissenschaftliche Untersuchungen haben nun ergeben, dass Bockshornklee antibakterielle und entzündungshemmende Substanzen enthält. Er soll zudem zur Senkung des Cholesterinspiegels beitragen, den Blutzuckerspiegel regulieren und die Magenschleimhaut schützen. Abgekocht als Tee können die Samen bei Rachenentzündungen und Heiserkeit Abhilfe schaffen. In der orientalischen Küche haben die millimetergroßen, vierkantigen, gelben Samen als Gewürz eine lange Tradition vor allem in Curry-Mischungen oder Gewürzpasten. Doch Vorsicht: Für Schwangere ist Bockshornklee nicht geeignet!
Die einjährige, bei uns eingebürgerte etwa 60 cm hohe Nutzgarten-Pflanze gehört zu den Schmetterlingsblütlern. Zwischen April bis Juli erscheinen in den Blattachseln zart gelbe bis bläuliche Schmetterlingsblüten, die zahlreiche Bienen und Hummeln anlocken. Charakteristisch sind auch seine dreikantigen, zarten Blätter, die einen intensiven Geruch ähnlich wie getrocknetes Heu verströmen. Zwischen Juli und September reifen die Hülsen mit den Samen. Wenn sie getrocknet sind und anfangen aufzuplatzen, wird es Zeit für die Ernte. Das zarte Kraut der Pflanze schmeckt am besten früh im Jahr, wenn es noch jung und frisch ist. Säen Sie die Samen zwischen April und Anfang Juni an einem warmen, sonnigen Standort direkt in etwa 1 cm tiefe Reihen mit 20 cm Abstand aus. Mit etwas Erde bedecken und regelmäßig gießen. Sie können die Samen auch als Keimsprossen genießen.
Saatgut gibt es zum Beispiel von Dürr-Samen oder online bei www.gartenrot.com, in Keimsprossen-Mischungen von Sperli und Kiepenkerl oder online im Microgreen-Shop, www.microgreen-shop.com.