Gartenschätze: Dach- und Fassadenbegrünung: So machen Sie Ihr Zuhause klimafit
Einleitung
Juli 2025 Grün statt Grau: Dachbegrünungen, bepflanzte Fassaden und lebendige Vorgärten sind mehr als nur schön fürs Auge – sie leisten einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz, verbessern das Mikroklima und steigern den Wert von Immobilien. Ob extensiv oder intensiv, horizontal oder vertikal – wie sich Gebäude und Freiflächen nachhaltig und pflegeleicht begrünen lassen, zeigt dieser Ratgeber mit vielen praktischen Tipps, Pflanzenempfehlungen und Hinweisen zu Fördermöglichkeiten.



Um dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen, braucht es beim Bauen und Wohnen so viel Grün wie möglich und nur so viel Versiegelung wie nötig. Deshalb sollte man auch in Betracht ziehen, Dächer zu begrünen oder vertikale Strukturen wie Fassaden und Mauern mit Pflanzen aufzuwerten. Dafür sind Gewächse nötig, die nicht nur den speziellen Bedingungen in luftiger Höhe gewachsen sind, sondern auch den klimatischen Veränderungen – wie zunehmender Trockenheit, höheren Temperaturen, vermehrtem Starkregenereignisse oder heftigem Wind – standhalten.
Begrünte Gebäude haben viele Vorteile und positive Effekte auf die direkte Umgebung. Die Pflanzen binden Feinstaub, produzieren Sauerstoff, sorgen für Beschattung und Verdunstungskühle und beeinflussen somit positiv das Mikroklima. Dach- und Fassadenbegrünungen dämmen zudem thermisch und helfen, Energie zu sparen und Kosten für Heizung und Klimaanlage zu senken. Das Bauwerk wird optisch aufgewertet, die Lebensdauer z. B. der Dachabdichtung verlängert und der Wert der Immobilie sowie des Wohngebiets gesteigert. Die Begrünung leistet auch einen Beitrag zur Biodiversität sowie zum Hochwasserschutz, denn begrünte Flächen bieten Regenwasserrückhalt und minimieren Niederschlagsabflussspitzen. Auch die Kosten für Abwassergebühren können sich reduzieren. Ebenso werden Lärm und Schall sowie Elektro- und Lichtsmog gemindert.
Fördermöglichkeiten nach oben
Viele gute Gründe also! Deshalb legen immer mehr Städte und Kommunen Förderprogramme auf, um Privatleute, aber auch kleine und mittelständische Unternehmen, zu motivieren, Dächer und Fassaden zu begrünen. Die Bedingungen, unter denen gefördert wird und in welchem Rahmen unterscheidet sich von Region zu Region. Land und Bund stellen ebenfalls Hilfen und günstige Darlehen für Begrünungsmaßnahmen zur Verfügung. Interessierte wenden sich am besten an ihre Kommune oder an Verbraucherzentralen. Hilfreiche Infos findet man auch im „BuGG-Marktreport Gebäudegrün“, der auf der Webseite vom Bundesverband Gebäudegrün e. V. (www.gebaeudegruen.info) zu finden ist, genau wie weitere hilfreiche Informationen oder zertifizierte Fachbetriebe.
Dächer begrünen nach oben
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen extensiver und intensiver Dachbegrünung. Eine extensive Dachbegrünung hat eine geringere Aufbauhöhe (6 bis 15 cm) und ein geringeres Gewicht (60 bis 180 kg/m²) als die intensive. Verwendet werden niedrig wachsende Pflanzen, die sich weitestgehend selbst erhalten und an Trockenheit angepasst sind. Das Sortiment umfasst viele Sedum-Arten, wie Rotmoos-Mauerpfeffer (Sedum album ‘Coral Carpet’), Gold-Fetthenne (Sedum floriferum ‘Weihenstephaner Gold’), Tripmadam (Sedum reflexum), Sedum hybridum ‘Immergrünchen’ oder Sedum spurium ‘Fuldaglut’, sowie Dachwurz (Sempervivum tectorum). Niedrige Stauden und Kräuter kommen ebenfalls zum Einsatz, z. B. Färberkamille (Anthemis tinctoria), Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia), Kartäusernelke (Dianthus carthusianorum), Heidenelke (Dianthus deltoides), Frühlingsfingerkraut (Potentilla verna), Großblütige Braunelle (Prunella grandiflora) sowie Schnittlauch (Allium schoenoprasum), Sandthymian (Thymus serpyllum), Wilder Dost (Origanum vulgare) und Gräser wie Schafschwingel (Festuca ovina). Aufgebracht werden die verschiedenen Pflanzen in Form von Saatgutmischungen, Sedum-Sprossen, Flachballenstauden oder vorkultivierten Vegetationsmatten. Die naturnah angelegten Dächer sind pflegeleicht, die Investitionskosten dafür liegen, je nach Aufbau, bei 20 bis 40 Euro/m².
Bei der intensiven Dachbegrünung ist es möglich, Stauden und Gehölze (Sträucher und Bäume) zu pflanzen, am besten welche, die nicht trockenheits- und frostempfindlich sind, sowie Rasenflächen (vorzugsweise Fertigrasen) anzulegen. Auch artenreiche Kräuterrasen und Wildblumenwiesen sind eine Option, diese gibt es inzwischen auch als Rollrasen (z. B. von www.schwab-rollrasen.de in Zusammenarbeit mit Zinco GmbH). Eine intensive Dachbegrünung ist also vergleichbar mit bodengebundenen Freiräumen. Die Möglichkeiten reichen von Zwerg- und Kleinsträuchern wie Lavendel (Lavandula angustifolia), Zierlicher Deutzie (Deutzia gracilis), Liguster (Liguster vulgare) oder Beetrosen über größere Sträucher wie Sommerflieder (Buddleija), Flügel-Spindelstrauch (Euonymus alatus) bis hin zu Bäumen wie Feldahorn (Acer campestre) oder Ebereschen (Sorbus aucuparia) oder Obstbäume. Aufgrund der höheren Ansprüche der Pflanzen, einem höheren Schichtaufbau (30 bis 100 cm) und der regelmäßigen Versorgung mit Wasser und Nährstoffen, besteht auch ein höherer Pflegeaufwand und natürlich ein höheres Gewicht (320 bis 1.200 kg/m²). Hier rechnet man mit Investitionskosten ab 60 Euro/m².
In beiden Fällen sollte man sich für die Ausführung und die Pflanzenauswahl mit einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb (www.galabau.de) oder einem Landschaftsarchitekten abstimmen. Für einfache extensive Begrünungen gibt es auch fertige Module wie das Kassettensystem „GrünDach“ (von Helix, www.helix-pflanzen.de), das bereits mit bodendeckenden Pflanzen bestückt ist. Die 8 cm hohen Kassetten bringen alles mit, was für eine langlebige Dachbegrünung benötigt wird: einen Regenwasserspeicher sowie eine Substratschicht mit optimaler Drainagefunktion. Die Montage ist einfach, vergleichbar mit dem Verlegen von Klicklaminat.
Welche Dächer kann man begrünen? nach oben
Begrünen lassen sich Flachdächer mit einer Neigung von 0 bis 5° sowie Schrägdächer mit einer Neigung von 5 bis 15°. Bei einer höheren Dachneigung müssen Maßnahmen ergriffen werden, um das Abrutschen des Gründachaufbaus zu verhindern. In Sonderfällen errichten Fachfirmen auch Steildächer von bis zu 45°. Generell braucht es immer eine geeignete Dachkonstruktion für die jeweilige Begrünungsart, eine Wärmedämmung und eine wurzelfeste Dachabdichtung (nach FLL-Dachbegrünungsrichtlinie bzw. DIN EN 13948), zudem ausreichende Anschlusshöhen und geeignete Randabschlüsse und -einfassungen sowie einen vollflächigen Wurzelschutz. Die Statik und anfallende Traglasten müssen genau berechnet werden, weshalb man das Ganze besser mit erfahrenen Fachleuten angeht.
Fassaden und Mauern erblühen lassen nach oben
Bei der Begrünung von vertikalen Strukturen gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen das, was die meisten kennen: eine Bepflanzung vom Boden aus mit kletternden Gewächsen. Je nachdem, welche Ranktechnik die Pflanzen nutzen, braucht es eine zusätzliche Kletterhilfe. Das können Spanndrähte und -seile sein, Stäbe oder ein Gittergerüst. Geeignete Pflanzen sind etwa Jungfernrebe (Parthenocissus), Waldrebe (Clematis), Blauregen (Wisteria), Kletterrosen (Rosa), Geißblatt (z. B. Lonicera caprifolium) oder Pfeifenwinde (Aristolochia). Die Kletterhilfen müssen ausreichend dimensioniert und sicher befestigt sein, damit sie das Gewicht auch nach Jahren noch tragen können. Selbstkletterer oder -klimmer wie Efeu (Hedera helix) können nur auf intakten Untergründen ohne Risse, Spalten und offene Fugen eingesetzt werden. Fassaden mit Außendämmung sind hierfür meist nicht geeignet. Die Pflanzen werden über den Boden mit Wasser und Nährstoffen versorgt.
Die andere Variante sind wandgebundene Begrünungssysteme. In dem Fall ersetzen die Begrünungselemente Fassadenmaterialien wie Glas, Faserzement oder Metalle. Im innerstädtischen Bereich sind solche Begrünungen inzwischen häufiger zu sehen. Sie haben keinen Bodenanschluss, die Versorgung der Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen erfolgt über eine automatische Anlage. Der Aufwand für Pflege und Wartung hängt vom verwendeten System ab. Es gibt vertikale (flächig oder modular) und horizontale (Gefäße an Tragkonstruktionen oder Rinnen) Bauweisen. Der Gestaltungsspielraum ist groß, ebenso das Spektrum verwendbarer Pflanzen. Möglich sind beispielsweise Bergenien, Steinbrech, Waldsteinien, Immergrün, Hainsimse, Streifen- und Schildfarne, Zwergmispel, Johanniskraut und Spindelstrauch.
Für eine wandgebundene Fassadenbegrünung sollte man auf jeden Fall einen Fachbetrieb hinzuziehen. Kleine Gestaltungen, wie das Begrünen einer Garagenwand oder kleiner Mauern, lassen sich aber auch mit dem System „PlantBox“ (bestellbar unter www.helix-pflanzen.de) umsetzen. Die 60 × 20 cm großen Kunststoffmodule können mit etwas handwerklichem Geschick und ohne Vorkenntnisse leicht an fast jeder Wand angebracht werden. Sie sind in Höhe und Breite beliebig erweiterbar. Bereits gefüllt mit handelsüblicher, strukturstabiler Blumenerde, können sie vielfältig bepflanzt werden. Weitere Modulsysteme für Wände sind „Vertical Garden“ (von Juwel (www.juwel.com), „NextGen Outdoor“ oder die Pflanzenwand „Karoo“ (beide über www.greenbop.de). Möglich sind auch Pflanztaschen und -gefäße zum Aufhängen und Regale, die man an der Wand anbringt, um Stellplatz für Pflanzen schaffen.
Oft zu wenig begrünt – der Vorgarten nach oben
Vorgärten werden, was das Bepflanzen angeht, häufig stiefmütterlich behandelt. Meist werden sie eher funktional gestaltet, sodass sie möglichst wenig Arbeit machen. Doch erst Bäume, Sträucher und Stauden machen das Ganze lebendig, sorgen für ein ausgeglichenes Klima und tragen zum Wohlbefinden bei. Nicht zuletzt sind Vorgärten wichtige Lebensräume und Trittsteine für die Vernetzung von Ökosystemen im urbanen Raum.
Wie wäre es zum Beispiel mit einem Baum oder einem großen Strauch als „Beschützer des Hauses“? Es gibt genügend klein bleibende Arten und Sorten, die nicht zu viel Platz einnehmen. Sogenannte Klima- oder Zukunftsbäume sind hier die erste Wahl, denn diese Arten kommen mit extremen Wettersituationen klar bzw. können sich gut anpassen. Gute Beispiele sind Baum- (Amelanchier arborea) oder Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii). Beide sind hitze- und frosttolerant, anspruchslos und kommen auch mit starkem Wind zurecht. Auch die Elsbeere (Sorbus torminalis) ist, dank ihrem tief reichenden Wurzelwerk, sehr trockenheitsresistent und zudem eine hervorragende Insektenweide. Weitere hitzeresistente Bäume sind Blumenesche (Fraxinus ornus) und der Trompetenbaum (Catalpa bignonioides) – beide gibt es auch als weniger wuchsstarke, kugelförmige Sorten.
Pflanzflächen sind auch im Vorgarten wichtig, damit Regenwasser versickern kann und Starkregenschäden vermieden werden. Beete mit Stauden und Zwiebelblumen machen dabei wenig Arbeit, wenn sie standortgerecht gewählt sind und robuste Arten enthalten. Mit längeren Trockenphasen kommen zum Beispiel Scheinsonnenhut (Echinacea), Wolfsmilch (Euphorbia), Mädchenauge (Coreopsis), Bergminze (Calamintha) oder Witwenblume (Knautia) sowie Gräser wie Rutenhirse (Panicum virgatum) oder Riesen-Federgras (Stipa gigantea) zurecht. Ist die Fläche erst mal eingewachsen und bedecken die Stauden den Boden, entfällt das Unkrautjäten fast komplett. Zudem schützt eine dichte Pflanzendecke vor starker Austrocknung durch Sonne und Wind, Feuchtigkeit wird länger gespeichert und steht den Pflanzen länger zur Verfügung. Einen schön dichten und pflegeleichten Bewuchs erhält man zudem mit bodendecken Stauden wie Kleinem Immergrün (Vinca minor), Dickmännchen (Pachysandra terminalis) oder niedrige Storchschnabel-Arten (Geranium). Mit Zwiebelblumen wie Krokussen (Crocus), Narzissen (Narcissus), Winterlingen (Eranthis) oder Traubenhyazinthen (Muscari) setzt man zusätzlich früh im Jahr wiederkehrende farbliche Akzente.